Jungvogelverluste durch Blutparasiten? Aufruf zum Einsenden toter Alpensegler
Bei der Betreuung von Alpensegler-Kolonien fallen vor allem gegen Ende der Jungenaufzuchtzeit immer wieder Totfunde vor allem von Jungvögeln auf. Eine gewisse Verlustrate ist natürlich, doch zeigten sich in einigen Jahren stark erhöhte Jungvogelverluste, die nicht durch ungünstige Witterungsbedingen erklärbar waren. In der Schweiz konnten solche, zunächst unerklärlichen erhöhten Verluste im Jahr 2022 von der Universität Bern auf eine Infektion mit Trypanosomen (einzellige Blutparasiten) zurückgeführt werden, die durch Alpensegler-Lausfliegen übertragen werden.
Auch in der großen Alpensegler-Kolonie in Tuttlingen in Baden-Württemberg kam es 2021 zu einem Massensterben bei Jungvögeln. Bei der Sektion (Obduktion) mehrerer Vögel am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg wurden Blutarmut und auffällige Blutungen in der Brustmuskulatur festgestellt, deren Ursache zunächst nicht geklärt werden konnte. 2024 wurden konservierte Organproben dieser Vögel an der Universität Bern untersucht, wobei die gleiche Trypanosomen-Spezies nachgewiesen wurde wie bei den Schweizer Vögeln.
Dieses Beispiel zeigt, dass eine Untersuchung weiterer toter Alpensegler aus Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse bringen könnte. Das CVUA Freiburg und die Universität Bern (wohin entnommene Organproben weitergeleitet werden) sind daher weiterhin an verdächtigen Tierkörpern von jungen oder auch adulten Alpenseglern als auch an abgesammelten Lausfliegen interessiert (Voraussetzung für eine Untersuchung ist ein Fundort in Baden-Württemberg). Die Tierkörper sollten, auslaufsicher verpackt und gekühlt an das CVUA Freiburg gesandt oder direkt dort angeliefert werden. Am aussagekräftigsten sind frischtote Tiere, die gut gekühlt, aber nicht gefroren gelagert werden sollten (Einfrieren zerstört Zellstrukturen und erschwert sowohl die Beurteilung von Veränderungen bei der Sektion als auch die Laboruntersuchungen).
Für die ausschließliche Untersuchung auf Trypanosomen eignen sich jedoch auch bereits mumifizierte Tierkörper und/oder abgesammelte gefrorene Lausfliegen. Der Versand bzw. Transport muss selbst finanziert werden, für die Sektion und Laboruntersuchungen von Alpenseglern aus Baden-Württemberg am CVUA Freiburg entstehen dem Einsender jedoch keine Kosten.
Dem Tierkörper sollte ein ausgefüllter Untersuchungsantrag „Probenbegleitschein zur Untersuchung von Wildvögeln bzw. Tupferproben auf Geflügelpest“ beigelegt werden (im Internet unter: https://www.cvuafreiburg.de/uploaddoc/cvuafr/U_Antrag_Wildvogel_04_2022.pdf). Ein Vorbericht (frei formuliert) kann separat beigelegt werden.
Einsendung per Expresspaket an das CVUA Freiburg, Pathologie, z.Hd. Fr. Dr. Thiele, Am Moosweiher 2, 79108 Freiburg. Bei Selbstanlieferung beachten Sie bitte, dass eine gekühlte Schließfachanlage rund um die Uhr vor dem Probeneingang zur Verfügung steht. Diesen finden Sie hinter dem Gebäude direkt am Parkplatz. Folgen Sie dem Schild „Probenannahme Diagnostik“ und Sie sehen direkt die blaue Schließfachanlage im Untergeschoss. Zur Bedienung folgen Sie einfach den Anweisungen auf dem Display.
Dr. Tanja Thiele, Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg
Dr. Jan Daniels-Trautner, Aktion Alpensegler NABU Freiburg
Dr. Berthold Laufer, BUND Tuttlingen
eingestellt von Christopher König
Dienstag, 5. August 2025
avinews
Vogelwelt aktuell: Rückblick auf das Frühjahr 2025
Wir blicken auf ein deutlich zu warmes, sehr sonniges und extrem trockenes Frühjahr 2025 zurück. Hochdruckwetterlagen dominierten und erst im Mai wurde es mit Kälteeinbrüchen und Starkregenfällen wechselhafter.
Welche Auswirkungen hatte dies auf den Vogelzug? Mehr als 5,9 Millionen zwischen März und Mai bei ornitho.de zusammengetragene Vogelbeobachtungen haben wir uns dazu angeschaut und für verschiedene Zugvogelarten die Ankunftsdaten 2025 gegenüber der mittleren Ankunft 2019-2024 anhand der vollständigen Beobachtungslisten verglichen. Das besonders anfangs fast durchweg überdurchschnittlich warme Wetter hatte demnach offenbar deutliche Auswirkungen auf die Vogelwelt. Schauen Sie sich an, wie es den einzelnen Zugvogelarten erging.
Einen besonderen Blick haben wir diesmal auf die Felsenschwalbe gerichtet. Aus Bayern erreichten uns besorgte Nachrichten, dass die Felsenschwalben an traditionellen Brutplätzen in diesem Jahr nicht erschienen. Diesem Phänomen sind wir auf den Grund gegangen. Dazu haben wir die Bestände 2025 mit denen der Vorjahre verglichen und nach Ursachen für den im Südosten Deutschlands deutlichen Bestandseinbruch gesucht.
Das Frühjahr 2025 hatte auch wieder einige bemerkenswerte Raritäten zu bieten. Unter anderem wurden Präriemöwe, Schmutzgeier und gleich zwei Blassspötter entdeckt. Besondere Höhepunkte stellen der mutmaßlich erste Nachweis eines Weidensperlings in Deutschland sowie Nestbauaktivitäten von zwei Kaiseradlern dar.
Den Beitrag „Frühjahr 2025: Frühe Zugvögel, kaum Felsenschwalben und (fast) eine neue Brutvogelart“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 8/2025 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über serbische Wachtel-Wilderer, den Hausrotschwanz, Vogelbeobachtung im naturnahen Hausgarten, Uhus, den Hasbruch und Zwergdommeln auf Mallorca, erhalten Sie im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder über die Internetseite von „Der Falke“. Die Artikel sind dort auch einzeln als PDF-Download gegen eine geringe Gebühr erhältlich.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
eingestellt von Christopher König
Donnerstag, 31. Juli 2025
avinews
ADEBAR Saisonrückblick 2025
Nur selten waren so viele engagierte Freiwillige im Feld wie dieses Jahr. Der Grund: Die Arbeiten am Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR 2) sind im März gestartet. Jetzt freuen wir uns sehr, Ihnen ein erstes Feedback mit einigen Eindrücken aus der ersten ADEBAR-Kartiersaison präsentieren zu können. Sie können hier den vollständigen Bericht herunterladen und finden diesen auch auf unserer ADEBAR-Webseite unter der neuen Rubrik "Saisonrückblicke".
ADEBAR in Zahlen Schon im ersten Jahr liefert ADEBAR beeindruckende Zahlen: So sind schon jetzt 1,3 Mio. Einzelbeobachtungen zusammengekommen! Gemeldet wurde sie von 2.500 Freiwilligen in 50.000 ADEBAR-Listen. Auch bereits fast ein Drittel der Flächen konnten wir bereits vergeben: auf über 3.000 von 11.505 TK/4 gingen vor oder im Laufe der Kartiersaison Anmeldungen ein und für den Großteil (2.352 TK/4) liegen uns schon digitale Daten vor.
Der ADEBAR-Effekt Auch ein erster ADEBAR-Effekt zeigt sich: Die Anzahl der Meldungen auf ornitho.de ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 25 % auf insgesamt über 7,5 Millionen Beobachtungen angestiegen! Und auch die vollständigen und unvollständigen Listen haben einen enormen Zuwachs erfahren: Das Einreichen von vollständigen Listen hat um über 50 % zugelegt und bei den unvollständigen Listen sind es über 40 %. Wir freuen uns sehr über diese große Begeisterung und bedanken uns bei den vielen engagierten Kartierenden für den gelungenen Start!
Vorläufige Auswertung Besonders gespannt blicken wir natürlich auf die vorläufigen Auswertungen der ersten Brutsaison, für die im Herbst im ADEBAR-Dashboard ein entsprechender Bereich für TK/4-Verantwortliche sowie Regional- und Landeskoordinator*innen freigeschaltet wird. Für die Auswertungen erhalten Sie rechtzeitig weitere Informationen.
Ziele für die nächste Saison Damit ADEBAR zu der verlässlichen und starken Grundlage im Naturschutz für die kommenden Jahre wird, wollen wir in der nächsten Saison die Abdeckung weiter erhöhen und uns auf das Kartieren von neuen TK/4 konzentrieren. Wer also bei der kommenden Auswertung feststellt, dass das eigene TK/4 schon abgeschlossen wurde, kann sich im kommenden Jahr auf die Erkundung eines neuen TK/4 freuen! Alle, die bereits ein TK/4 übernommen haben, haben in der nächsten Saison die Gelegenheit bestehende Kartierlücken zu schließen: Wer zum Beispiel später gestartet ist, kann im nächsten Jahr gut die „frühen“ Arten (z.B. Eulen und Spechte) nachholen.
Dank Wir möchten uns bei allen Kartierenden für ihr großartiges Engagement in diesem ersten bundesweiten ADEBAR-Kartierjahr bedanken! Außerdem danken wir den Landes- und Regionalkoodinierenden für ihre unermüdliche Organisations- und Koordinationsarbeit!
eingestellt von Christopher König
Freitag, 18. Juli 2025
technews
dbird - Neue Funktionen für Aktive im Brutvogelmonitoring
Heute wird ein Schritt vollzogen, auf den viele im Umfeld des DDA lange gewartet haben, – die Plattform für die selbstständige Kontrolle und Auswertung von Monitoringdaten dbird wird für Kartierende selbst zugänglich. Damit eröffnen sich für aktive Kartiererinnen und Kartierer des Monitorings seltener (MsB) bzw. häufiger Brutvögel (MhB) eine Reihe neuer Möglichkeiten, die eigenen Kartierungen zu planen und erhobene Daten zu prüfen. Für die MsB-Module ist zusätzlich eine Funktion der eigenständigen Visualisierung und des Vergleichs der eigenen Ergebnisse mit denen anderer in Deutschland freigeschaltet. Die Plattform mit den neuen Möglichkeiten ist erreichbar unter https://dbird.dda-web.de/mydbird/
Was ist dbird? Dbird ist die zentrale Vogel-Datenbank des DDA, die perspektivisch alle Vogeldaten des DDA umfassen wird. Derzeit enthält sie bereits alle Daten aus ornitho.de, sowohl die Gelegenheitsbeobachtungen (inkl. der ADEBAR-Listen) als auch die über die Webseite bzw. die App NaturaList eingegeben Daten aus den Programmen des bundesweiten Vogelmonitorings. Zusätzlich umfasst dbird Anwendungen wie beispielsweise Digibird zur Digitalisierung von auf Papier erfassten Daten aus dem MhB.
Dbird ergänzt somit gezielt ornitho.de bzw. NaturaList. Während NaturaList und ornitho.de für die Datenerfassung und die Korrektur von Rohdaten nutzbar sind, deckt dbird die für Kartierende spannenden Bereiche Datenprüfung, Auswertung und Feedback ab.
Für Koordinierende des Vogelmonitorings ist dbird zum Zweck der Bündelung von Koordinationsfunktionen bereits seit mehreren Jahren zentraler Bestandteil ihrer Arbeit. Nun öffnet dbird „seine Pforten“ endlich auch für Sie, die Kartiererinnen und Kartierer!
Welche neuen Funktionen gibt es? Ein Kartierkalender liefert einen Überblick über Erfassungszeiten und bereits durchgeführt sowie noch offene Begehungen. So lassen sich die eigenen Erfassungen leicht organisieren. In der Rubrik Datenprüfung können modulspezifische Prüfschritte angestoßen und die Prüfergebnisse eingesehen werden. Auf diese Weise soll die Datenqualität weiter erhöht werden. Für die MsB-Module gibt es zudem eine Funktion, um Jahresergebnisse zu visualisieren und zu vergleichen.
Ausblick Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit den neuen Funktionen. Über den „Feedback“ Button, den Sie oben in der Menüleiste vondbird finden, sind Sie eingeladen uns Rückmeldungen zu den Anwendungen zu geben. Wir freuen wir uns auf Ihre Anregungen.
Das Monitoring Team des DDA
eingestellt von Christopher König
Dienstag, 1. Juli 2025
tipnews
Mitmachen bei der Sommer-Gänsezählung in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen/Bremen 12./13. Juli 2025!
Im Juli 2025 findet in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen/Bremen eine landesweite Sommer-Gänsezählung statt, in NRW bereits zum 15. Mal, in Niedersachsen/Bremen ist es die 8. Zählung dieser Art. Ziel ist es, landesweite Angaben zu Bestandsgrößen und zur Verbreitung der Gänse im Sommer zu bekommen sowie in möglichst vielen Gebieten den Bruterfolg zu ermitteln. In Niedersachsen wird die Erfassung von der Staatlichen Vogelschutzwarte und der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (NOV) koordiniert, in NRW von der AG Gänse der Nordrhein-Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft (NWO) (Kontaktdaten weiter unten). Alle Gänse, Halbgänse sowie alle anwesenden Schwanenarten sollen erfasst werden.
Wann wird gezählt?
Die Sommer-Gänsezählung findet in beiden Bundesländern am Wochenende 12./13. Juli statt. Wer am Wochenende keine Zeit hat: Zählungen von Freitag bis Montag werden in die Auswertungen mit einbezogen. Alternative Lösungen gerne in Absprache mit den Koordinatoren!
Wie wird gezählt?
Bei der Sommer-Gänsezählung wird das Standard-Artenspektrum der "Gänse- und Schwanenzählung" erfasst, d.h. alle Gänse und Halbgänse (Nilgans, Rostgans, Brandgans) sowie Schwäne (überwiegend Höckerschwan, vereinzelt auch die anderen Arten). Die Zählungen sollten zwischen 9 und 18 Uhr durchgeführt werden, da sich zumindest Gänse um diese Tageszeit überwiegend an Gewässern konzentrieren und sich dort leichter zählen lassen. Schwäne werden einfach während der Gänsezählung miterfasst. Bitte melden Sie unbedingt auch NULLZÄHLUNGEN (Hinweise s.u.)!
Wichtig bei der Unterscheidung der Altersklassen: Alt- und Jungvögel (eventuell Pulli) sollen individuell ausgezählt werden, s. unten. Für weitere Einzelheiten ist ein Leitfaden verfügbar auf den Projektseiten des NLWKN und der NWO sowie eine Bestimmungshilfe von Jung- und Altvögeln beim DDA. Letztere zeigt anhand von Fotos, welche Merkmale zur Altersbestimmung genutzt werden können, die zu dieser Jahreszeit noch gut machbar ist.
Wie werden die Daten übermittelt?
TeilnehmerInnen der Wasservogelzählung (WVZ) bzw. Gänsezählung benutzen bitte – sofern für Ihr Zählgebiet verfügbar – die Module in NaturaList oder ornitho.de zur Eingabe: „Wasservogelzählung“ bzw. „Rastende Gänse und Schwäne (Feldzählung)“. Beachten Sie allerdings, dass bei einer WVZ dann auch tatsächlich alle Wasservogelarten erfasst werden sollen!
Außerhalb der Zählgebietskulisse (oder wenn ihr Zählgebiet noch nicht in ornitho.de enthalten ist oder Sie nicht alle Wasservogelarten erfassen möchten) melden Sie Ihre Zählergebnisse bitte „ganz normal“ als Einzelbeobachtungen über NaturaList oder ornitho.de. Bei Nullzählungen tragen Sie einfach Graugans mit Bestand = 0 ein. Damit wird bei der Auswertung klar, dass ein Gebiet aufgesucht, aber keine relevanten Arten angetroffen wurden.
Wichtig: Bei der Eingabe von Einzelbeobachtungen über NaturaList, das Erfassungsprojekt bitte über den Button „Erf.projekt“ zuordnen; in der Eingabemaske in ornitho.de unter „Weitere Informationen“ über den Projekt-Code „SoGaNRW/NI-25“. Mit der Projektkennung lassen sich die Daten später bei der Auswertung einfacher zuordnen.
Bei der Zählung sollten die Altersklassen möglichst detailliert erfasst werden, also adulte Tiere, K1 für flügge Jungvögel und Pulli für nicht-flügge Jungvögel. Es ist kein Problem, wenn das nur bei einem Teil des Trupps klappt! Wichtig ist aber, dass alle Altersklassen, die festgestellt wurden, eingetragen werden. Beispiel: Unter 100 Graugänsen wurden 20 flügge Jungvögel und 40 Altvögel differenziert. Sie geben dann als Gesamtzahl 100 und unter den Detailangaben 40x adult und 20x 1. KJ / diesjährig an.
Natürlich ist auch der Meldeweg über einen Zählbogen möglich (s. dazu die oben erwähnten Projektseiten).
Wie kann ich mitmachen?
Wer Interesse an einer Mitarbeit hat und in den letzten Jahren noch nicht an der Zählung teilgenommen hat, möge sich in NRW bitte vorab bei Kees Koffijberg von der NWO (kees.koffijberg@t-online.de) melden, so dass Doppelerfassungen möglichst vermieden werden. Für Niedersachsen ist der Ansprechpartner Dr. Markus Nipkow von der Staatlichen Vogelschutzwarte (markus.nipkow@nlwkn.niedersachsen.de).
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Kees Koffijberg, Markus Nipkow und das Team von ornitho.de
Foto Kanadagänse: K. Koffijberg
eingestellt von Johannes Wahl
Freitag, 13. Juni 2025
avinews
Gratulacje – 10 Jahre ornitho.pl
Vor 10 Jahren ging unser Nachbarportal ornitho.pl online – herzlichen Glückwunsch und Danke für die großartige Aufbauarbeit, die das Team von OTOP – BirdLife Polen geleistet hat: Ornitho.pl hat sich in dieser Zeit zur größten Datenquelle für Vögel in Polen entwickelt und umfasst inzwischen fast 12 Mio. Beobachtungen!
Der heimliche „Wappenvogel“ von ornitho.pl ist übrigens der Saharasteinschmätzer: Wenige Tage nach dem Start der Portals – am 12. Mai 2015 – wurde er im Dorf Winduga bei Włocławek entdeckt. Fasziniert rief die Beobachterin bei OTOP an, zwei Ornithologen fuhren direkt hin, konnten den Vogel bestätigen und meldeten ihn auf ornitho.pl – die Erstbeobachtung für Polen! Der schmucke Steinschmätzer blieb bis zum 18. Mai und zog Beobachterinnen und Beobachter aus dem ganzen Land und darüber hinaus an. Deshalb ziert ein Saharasteinschmätzer die Umhängetasche, die OTOP anlässlich des Jubiläums mit der Künstlerin Agnieszka Więckowska gestaltet hat. Sie ist über den OTOP-Shop für rund 12 Euro erhältlich. Mit den Einnahmen wird ornitho.pl unterstützt. Bei Interesse am Erwerb können Sie sich auch an ornitho@dda-web.de wenden.
eingestellt von Johannes Wahl
Mittwoch, 4. Juni 2025
avinews
Vogelwelt aktuell: Rückblick auf den Winter 2024/2025
Der zurückliegende Winter geht als der 14. Mildwinter in Folge in die Geschichte ein. Mit 2,1 °C lag die Temperatur um 1,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Zusätzlich waren die Monate Dezember bis Februar deutlich zu trocken.
Vor diesem Hintergrund sind wir der Frage nachgegangen, ob sich Entwicklungen bei einigen selteneren Wintergästen abzeichnen. Wir haben uns für die zurückliegenden Jahre zehn Arten angeschaut, für die es keine bundesweiten Monitoringprogramme wie etwa das Monitoring rastender Wasservögel gibt, darunter Kornweihe, Raubwürger und Seidenschwanz. Dazu haben wir die Maxima je TK25 sowie die mittlere Listenpräsenz analysiert.
Die Daten der europaweiten Bruterfolgszählung beim Zwergschwan im Dezember 2024 liegen inzwischen vor. Leider zeigte sich dabei das bislang schlechteste Ergebnis seit 2013. Gerade einmal 3% der mehr als 5.000 in Deutschland erfassten Zwergschwäne waren Jungvögel. Die aktuellen Ergebnisse wurden mit denen früherer Jahre und in anderen Ländern Europas verglichen.
Unter den rund 2,2 Millionen Beobachtungen, die in den Monaten Dezember bis Februar über ornitho.de gemeldet wurden, waren auch wieder einige sehr seltene Gäste. Erstmals ließen sich gleich zwei Kanadakraniche gleichzeitig in Deutschland beobachten, ein ab November in Brandenburg beobachteter Drosseluferläufer setzte seine Überwinterung in Deutschland rund 600 km weiter südwestlich am Kaiserstuhl weiter fort und mit Orpheusgrasmücke und Tschuktschenstelze wurden Arten gesichtet, die erst wenige Male hierzulande zu beobachten waren. Diese und weitere Nachweise sehr seltener Arten haben wir wie gewohnt in einem Überblick zusammengefasst.
Den Beitrag „Vogelwelt aktuell: Winter 2024/2025: Entwicklungen bei Wintergästen, kinderlose Zwergschwäne und seltene Überraschungen“ in der Zeitschrift "Der Falke" können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 6/2024 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über Nestschutz bei Wachtelkönigen, Rosenwangenpapageien, Haubentaucher an einem Gebirgssee, Vögel auf Porzellan sowie klimabedingte Veränderungen im Wattenmeer können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Team von ornitho.de und ornitho.lu
eingestellt von Christopher König
Montag, 2. Juni 2025
avinews
Bestandseinbruch bei der Felsenschwalbe? Aufruf zur gezielten Kontrolle bekannter Brutplätze
Als wärmeliebende Art profitierte die Felsenschwalbe in Deutschland von den zunehmend warmen und trockenen Sommern der letzten Jahrzehnte. Nachdem der erste deutsche Brutnachweis im Jahr 1916 in Bayern dokumentiert wurde, erfolgten weitere Ansiedlungen am bayerischen Alpenrand. Seit 2007 brütet die Art auch in Baden-Württemberg. Der Bestand der Felsenschwalbe in Deutschland wird aktuell auf 90-140 Paare geschätzt (Vögel in Deutschland "Alpenvögel"), wovon der Großteil auf Bayern entfällt.
Die aktuellen ornitho.de-Daten (Karte) deuten allerdings auf einen massiven Bestandseinbruch der Felsenschwalbe hin. Bundesweit gelangen 2025 bislang nur etwa knapp halb so viele Beobachtungen wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Besonders viele Vögel fehlen in Bayern: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen hier weniger als ein Drittel der letztjährigen Beobachtungen ein (2024: 217 Meldungen, 2025: 66 Meldungen; Stand: 01.06.2025). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei ornitho.at für Österreich.
Auch wenn die Ursache des Rückgangs nicht mit letzter Sicherheit geklärt ist, liegen am nördlichen Arealrand der Felsenschwalbe witterungsbedingte Faktoren als Ursache für die kurzfristige Fluktuation nahe. Mitte September 2024 führten anhaltende, massive Niederschläge und kalte Temperaturen im südlichen Bayern und in Österreich vor allem bei der Mehlschwalbe zu Verlusten. Hunderte Vögel wurden in Folge von Unterkühlung und Unterernährung geschwächt aufgegriffen oder tot aufgefunden (vgl. Der Falke 2/2025). Die Dunkelziffer dürfte hier um ein Vielfaches höher liegen. Möglicherweise waren hiervon auch Felsenschwalben betroffen?
Zur weiteren Dokumentation rufen wir gemeinsam mit dem LBV zur gezielten Kontrolle bekannter Brutplätze auf. Wichtig ist hier nach erfolgter Negativ-Kontrolle bei der Eingabe in ornitho.de den Brutzeitcode E99 zu nutzen.
Felix Steinmeyer (LBV) und das Team von ornitho.de
Foto Felsenschwalbe: C. Moning
eingestellt von Christopher König
Mittwoch, 28. Mai 2025
technews
Hinweise zur Optimierung der Routenaufzeichnung in NaturaList (Android)
Im Rahmen der Kartierungen zum zweiten Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR 2) hat die Nutzung der „Tracking-Funktion“ zur Aufzeichnung der Route deutlich zugenommen. Diese Information ist für die Kartierenden einerseits sehr hilfreich, um darüber einen Eindruck zu gewinnen, welche Bereiche des bearbeiteten Gebiets bereits ausreichend kartiert wurden. Für die Auswertung der Daten stellt die durch die kartierende Person begangene Route aber zusätzlich eine wichtige Information dar, um Schätzungen zur Populationsdichte (Distance Sampling) vornehmen zu können.
Leider stellte sich in der Praxis heraus, dass Tracks teils abgebrochen oder nur Teilstücke aufgezeichnet wurden. Unsere Entwickler haben viel Zeit investiert, um die Ursache für diese Probleme zu finden. Die Gründe hängen mit bestimmten (Vor)Einstellungen zusammen, die sich auch noch von Hersteller zu Hersteller unterscheiden.
Viele Hersteller von Android-Telefonen setzen sehr strikte Akku-Optimierungsrichtlinien ein. Dies geht so weit, dass teils selbst gerade genutzte Dienste abgeschaltet werden. Dieses Verhalten beeinträchtigt Anwendungen, die auf dauerhafte Hintergrundfunktionen angewiesen sind, u.a. auch das GPS-Tracking. In den Einstellungen des Smartphones lassen sich diese Optimierungen jedoch abschalten. Nachfolgend finden Sie gerätespezifische Anweisungen, die dabei helfen, ihr Endgerät richtig zu konfigurieren und Hintergrunddienste dauerhaft stabil zu halten.
Wir hoffen, die Sie mithilfe dieser Hinweise die zurückgelegte Strecke/Route künftig zuverlässiger und vollständiger speichern können.
Ihr / euer Team von ornitho.de und ADEBAR 2
Samsung (One UI)
Gehen Sie ins Menü Einstellungen > Akku
Klicken Sie dort auf Grenzen der Hintergrundnutzung
Klicken Sie auf “Apps nie automatisch in Stand-by” und wählen Sie dort die NaturaList-App aus
Alternativer Weg: Einstellungen > Apps > NaturaList > Akku und dort „Nicht eingeschränkt“ auswählen.
Xiaomi / Redmi / Poco (MIUI)
Gehen Sie ins Menü Einstellungen > Akku & Leistung
Klicken Sie dort auf Batterie-Verbrauch
Deaktivieren Sie die Option “ Apps, die den Akku entladen schließen”
Wechseln Sie ins Menü Einstellungen > Apps > Apps verwalten
Klicken Sie auf „Hintergrund-Autostart“ und anschließend auf „Zulassen“
Für andere Hersteller gehen Sie ähnlich vor (die Menüs haben meist leicht andere Bezeichnungen) oder wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage an hilfe@ornitho.de.
eingestellt von Christopher König
Samstag, 24. Mai 2025
avinews
Beobachtungstipp: Mauserzeit der Graugänse hat begonnen!
Falls Sie in den kommenden Tagen und Wochen größere, oft dicht gedrängte Ansammlungen von adulten Graugänsen mit einem auffälligen weißen "Heck" sehen (s. Foto): Es handelt sich um Graugänse in der Schwingenmauser. Die Informationen über die Mausergebiete und den Bestand mausernder Wasservögel sind in weiten Teilen Deutschlands noch lückenhaft. Wir würden uns deshalb sehr freuen, wenn Sie alle diesbezüglichen Beobachtungen melden und vielleicht sogar ihre Exkursionsziele entsprechend wählen würden. Bitte versehen Sie die Meldungen mit der Zusatzangabe "Mauserplatz" unter "Weitere Details" in NaturaList bzw. unter "Präzisierung der Beobachtung" auf ornitho.de. Und versuchen Sie mindestens eine Schätzung der Anzahl anwesender Vögel. Detailliertere Hinweise zur Meldung von Mauseransammlungen finden Sie am Ende der Nachricht.
Die Graugans beginnt als erste Wasservogelarten mit der Großgefiedermauser. Bereits Mitte Mai können erste flugunfähige Tiere beobachtet werden, um den Monatswechsel Mai/Juni haben die meisten Vögel mit der Schwingenmauser begonnen und in der ersten Juni-Hälfte sind nahezu alle Graugänse flugunfähig. In den kommenden 2-3 Wochen ist somit der optimale Zeitpunkt, an geeigneten Gewässern mausernde Graugänse zu erfassen.
Nach den Graugänsen folgen ab Mitte Juni Kanadagans, Stock- und Knäkente bei der Schwingenmauser, ab Juli dann die Höckerschwäne, die übrigen Tauch- und Gründelenten sowie die Lappentaucher.
Schwingenmauser bei Wasservögeln - eine besonders sensible Phase im Jahresverlauf
Wasservögel erneuern wie die meisten Vogelarten alljährlich ihre Schwungfedern. Während die meisten anderen Arten dabei stets flugfähig bleiben, werfen Schwäne, Gänse, Enten, Taucher und Rallen alle Hand- und Armschwingen simultan ab. Für drei bis fünf Wochen sind sie flugunfähig, bis die neuen Schwingen nachgewachsen sind. Deshalb sind sie in dieser Zeit sehr scheu und auf nahrungsreiche, störungsarme Gewässer angewiesen. Viele Individuen suchen alljährlich dieselben Gewässer auf, deren Einzugsgebiete mehr als tausend Kilometer umfassen können. Den Mausergebieten kommt aus Naturschutzsicht auch deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil die Mauser der meisten Wasservogelarten im Anschluss an die Brutzeit im Hoch- und Spätsommer stattfindet und damit in die Zeit des höchsten Freizeitdrucks fällt. Mausergebiete benötigen einen besonders strengen Schutz, da sie von überlebenswichtiger Bedeutung im Jahreszyklus von Wasservögeln sind. Zu den international herausragenden Mausergebieten in Deutschland zählen die schleswig-holsteinische Westküste (Graugans, Brandgans, Eider- und Trauerente), die ostholsteinische Seenplatte (Graugans, Schnatter-, Tafel-, Reiher- und Schellente), die Pommersche Bucht in der Ostsee (Trauerente) sowie der Ismaninger Speichersee mit Fischteichen bei München (Schnatter-, Tafel-, Reiher- und Kolbenente).
Bereits in den vergangenen Jahren hatten wir dazu aufgerufen, gezielt auf Mausertrupps zu achten und diese über ornitho.de zu melden. Die systematische Sammlung der Informationen brachte bereits wichtige neue Erkenntnisse und verdeutlichte die wachsende Bedeutung von ornitho.de als ergänzende Informationsquelle für das bundesweite Vogelmonitoring und naturschutzfachliche Fragestellungen.
Wir wünschen viele spannende Entdeckungen!
Tipps zur Erfassung mausernder Graugänse
Auffälliges Kennzeichnen mausernder Graugänse ist ihr weißes „Heck“, da die weißen Oberschwanzdecken nicht durch die Handschwingen verdeckt sind. Die Mausergruppen fallen zudem dadurch auf, dass sie dicht gedrängt schwimmen und sich meist in Ufernähe aufhalten (s. Foto).
Die Mausergewässer weisen fast immer Inseln auf, die tagsüber Deckung bieten. Schwungfedern am Ufer sowie von der Wasserseite aus abgefressenes Jungschilf sind deutliche Hinweise auf mausernde Graugänse.
Die beste Erfassungszeit ist abends ab 30 min. vor Sonnenuntergang, da die Gänse in vielen Gebieten oft erst dann ans Ufer kommen, um dort zu fressen.
Übrigens: Familien halten sich meist abseits der in der Regel aus Nichtbrütern oder erfolglosen Brutvögeln bestehenden Mausergruppen auf. Erfolgreiche Altvögel mausern während der Jungenaufzucht das Großgefieder.
Eintragung von mausernden Wasservögeln in ornitho:
Bitte beachten Sie bei der Meldung in ornitho.de Folgendes:
Kennzeichnen Sie Beobachtungen Schwingen mausernder Wasservögel unter „Präzisierung der Beobachtung“ bzw. in NaturaList unter "Weitere Details" durch Auswahl derKategorie „Mauserplatz“. Die entsprechenden Daten können dann für Auswertungen sehr einfach selektiert werden. Bitte tragen Sie aber „Mauserplatz“ nur dann ein, wenn Sie entsprechende Merkmale erkannt haben (z.B. durch Flügel schlagende Ind.). Große Ansammlungen zur Mauserzeit einer Art reichen als Nachweis noch nicht aus.
In der Regel lässt sich nicht ermitteln, wie viele Individuen einer Ansammlung mausern. Tragen Sie deshalb bitte immer die gezählte Gesamtsumme ein und machen ggf. entsprechende Bemerkungen.
Familien, die sich oft getrennt von den Mausergruppen aufhalten (z.B. bei Gänsen), tragen Sie bitte separat ein und versehen diese mit speziellen Hinweisen und Brutzeitcodes. Das erleichtert die Auswertung.
Für die Interpretation ist es sehr hilfreich, wenn Sie zusätzlich Hinweise im Bemerkungsfeld geben, z.B. zum Verhalten, zum Anteil in Schwingenmauser befindlicher Vögel etc.
Falls Sie die Befürchtung haben, dass der Mauserplatz durch Ihre Meldung gestört werden könnte, schützen Sie diese. Die Meldung kann dann nur von ArtspezialistInnen und RegionalkoordinatorInnen eingesehen werden.